Chemotherapeutika sind zwar bewährt gegen Krebszellen, schädigen aber auch gesunde Körperzellen und rufen damit erhebliche Nebenwirkungen hervor. Der Chemiker Dr. Johannes Karges aus der Anorganischen Chemie der Ruhr-Universität Bochum setzt darauf, die Wirkstoffe so zu verpacken, dass sie sich zum einen vor allem in Tumorgewebe anreichern, und zum anderen erst dann ihre zellschädigende Wirkung entfalten, wenn sie durch Licht aktiviert werden. Dafür wurde Dr. Karges mit dem Breast Cancer Research Junior Award 2023 ausgezeichnet. Der Preis würdigt die herausragenden Leistungen des erst 31-jährigen Forschers rund um ein neues Wirkprinzip von Chemotherapeutika.
Rund die Hälfte aller Medikamente, die zur Chemotherapie gegen Krebs eingesetzt werden, sind platinbasiert. Sie wirken gegen Tumorzellen, schädigen aber auch gesunde Körperzellen. Das ist der Grund für ihre gefürchteten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Haarausfall, Leber- und Nierenschäden.
Johannes Karges setzt in seiner Forschung auf doppelte Selektivität: Die zellschädigenden Wirkstoffe werden in Nanopartikel verpackt, die für den Körper unschädlich sind. Sie sind zudem so gekennzeichnet, dass sie sich vor allem in Tumorzellen anreichern. „Sie docken an einen bestimmten Rezeptor an, der in Krebszellen übermäßig vorhanden ist“, erklärt Karges. Ihre zellschädigende Wirkung entfalten sie erst dann, wenn sie aktiviert wurden. Das geschieht mittels Licht. „Im Idealfall ist kein operativer Eingriff zur Behandlung eines Tumors mehr notwendig“, so die Vision von Johannes Karges. „Man verabreicht das noch wirkungslose Medikament in die Vene, wartet ab, bis es sich im Tumor angesammelt hat, und setzt sich dann vor eine Rotlichtlampe, deren Strahlung die Wirkung gezielt anschaltet.“
Dr. Karger und sein Team konnten erfolgreich dieses therapeutische Konzept in Brustkrebszellen sowie in Mausmodellen, welche mit einem Brustkrebstumor versehen wurden, zeigen. Durch die doppelte Selektivität der neu entwickelten Wirkstoffe wurden keine der typischen Nebenwirkungen in dem Tiermodell beobachtet. Der Brustkrebstumor konnte jedoch in einer Behandlung gezielt entfernt werden.
Quelle: Ruhr-Universität Bochum